Start » Neuigkeiten » Wenn KI auf Medizintechnik trifft: Innovationen für die Gesundheitswirtschaft
Wie gelingt der erfolgreiche Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Medizintechnik? Antworten auf diese Frage lieferte die Veranstaltung „KI trifft auf Medizintechnik“ – mit spannenden Impulsen, Praxisbeispielen und neuen Vernetzungsmöglichkeiten.
Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert die Medizintechnik – und genau hier setzte die Veranstaltung „KI trifft auf Medizintechnik“ an. Rund 30 Teilnehmende aus Medizintechnikunternehmen, Kliniken sowie der KI- und Digitalisierungsbranche folgten der Einladung der Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Südwestfalen, der Conze Informatik GmbH, der Universität Siegen und des DigiNet Südwestfalen am 7. Mai in die Conze Akademie Siegen.
Besonderes Highlight der Veranstaltung war der Impulsvortrag von Dr. Christian Weber von der Universität Siegen. In seinem Impulsvortrag „KI in der Medizin zwischen Industrie und Forschung – Wege zur Kooperation“ gab er den Gästen einen faszinierenden Einblick in die Chancen der KI für die Gesundheitsbranche. Weber zeigte auf, wie datenbasierte Systeme Diagnostik und Therapie künftig präziser, schneller und individueller gestalten können – und verdeutlichte gleichzeitig die Bedeutung enger Kooperationen zwischen Forschung und Wirtschaft. Dabei betonte er, dass Künstliche Intelligenz nicht mit maschinellem Lernen gleichzusetzen sei.
Vielfältige Praxisbeispiele und Austausch
Anschließend stellten weitere Experten konkrete Anwendungen vor: Thomas Bollmann (Conze Informatik GmbH) präsentierte erste Praxisprojekte, darunter ein KI-gestütztes System zur bildbasierten Erkennung von apikaler Parodontitis. Anhand von Röntgenbildern und 3D-Scans wird die Entzündung analysiert und eine gezielte Therapieplanung ermöglicht. Roland Lutz (Medlytics GmbH) erläuterte neue Ansätze zur datengestützten Früherkennung von Komplikationen bei stationären Patienten, wie zum Beispiel drohendes Nierenversagen. Ziel sei es, durch digitale Frühwarnsysteme die Behandlungsqualität und Patientensicherheit zu erhöhen.
Dr. Paul Wieneke (MedTech Consultant & Regulatory Experte) gab einen Überblick über die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen (KI-Verordnung, MDR) und sprach über die Herausforderungen bei der Regulierung und den Zugang zu anonymisierten Rohdaten. Hohe Hürden und Ungewissheit im Umgang mit Regularien sind nach wie vor zentrale Themen für viele Akteure. Dr. med. Christian Hohl (Marien Kliniken Siegen) zeigte auf, wie KI bereits heute die Radiologie unterstützt und neue Möglichkeiten eröffnet, um Befunde schneller, konsistenter und präziser zu erstellen – von der automatisierten Patientenpositionierung über die Planung bis hin zur KI-gestützten Bildrekonstruktion. Quintessenz des Vortrags von Dr. Hohl: KI macht diagnostische Verfahren nicht nur effizienter, sondern auch sicherer und standardisierter. Er betonte, dass KI-Systeme wie der „CT Smart Workflow“ bereits erfolgreich im Einsatz sind und einen echten Mehrwert in der klinischen Praxis bieten.
Ein weiteres Praxisbeispiel lieferte Jan-Marc Peukert von Microsynetics GmbH. Das einst als Start-up gestartete Unternehmen stellte ein KI-gestütztes Sturzerkennungssystem für Senioren vor, das auf Parameter wie Schrittfrequenz, Gangstabilität und Krankengeschichte zugreift. Ziel ist es, Stürze durch datenbasierte Interventionen präventiv zu verhindern.
Ein weiteres Ziel der Veranstaltung: Den Austausch zwischen Unternehmen, Kliniken und Technologieanbietern gezielt zu fördern. Beim anschließenden Networking entstanden spannende und intensive Gespräche. In einer Umfrage konnten die Teilnehmenden zudem eigene Ideen für zukünftige Projekte, Kooperationsmöglichkeiten und Forschungsthemen einbringen. Besonders häufig wurden regulatorische Fragen rund um Zulassung, Datenschutz (DSGVO), Registrierung und Rechtssicherheit diskutiert – Themen, die bei vielen Akteuren nach wie vor für Unsicherheit sorgen. Gleichzeitig zeigte sich eine große Gesprächsbereitschaft und Offenheit, auch kritische Fragen zu stellen: Vertraue ich der KI mehr als bewährten Verfahren? Wie kann ich Verfahren vergleichen? Diese Reflexionen sind wichtig, um das Vertrauen in neue Technologien zu stärken.
„Mit unserer Veranstaltung möchten wir Innovationen anstoßen und konkrete Brücken zwischen Medizintechnik, Forschung und KI-basierten Lösungen bauen. Der direkte Austausch heute zeigt: Südwestfalen hat das Potenzial, eine Vorreiterregion für smarte Gesundheitslösungen zu werden“, betont David Bohlen von der Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Südwestfalen.